Elterninformation

Was kann ich tun? Tue ich das Rich­ti­ge? Weiß ich alles, was ich dazu wis­sen muss?

Was können Sie als Eltern tun, um Sprache bzw. Sprechen zu fördern?

Wir arbei­ten eng mit Ihnen, den Eltern unse­rer jun­gen Kli­en­ten, zusam­men. Wenn es Ihnen und uns gelingt, ein star­kes Team zu sein, dann sind wich­ti­ge Vor­aus­set­zun­gen zur erfolg­rei­chen Sprach­ent­wick­lung gege­ben.

Mit die­sem Text möch­ten wir Ihnen alle nöti­gen Infor­ma­tio­nen an die Hand geben, die Sie brau­chen, um Ihre Rol­le bei der Sprach­ent­wick­lung Ihres Kin­des zu ver­ste­hen und aus­fül­len zu kön­nen.

Ihre Bezie­hung zu Ihrem Kind ist der wich­tigs­te äuße­re Fak­tor für sei­ne Sprach­ent­wick­lung. Des­halb ist es ein ganz ent­schei­den­der Teil unse­rer Arbeit, Sie im Umgang mit Ihrem Kind zu bera­ten.

Ihr Kind braucht drei Din­ge von Ihnen:

  1. Wert­schät­zung und Zunei­gung
  2. Viel­fäl­ti­ge Sin­nes- und Bewe­gungs­er­fah­run­gen
  3. Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit kniff­li­gen Pro­ble­men

Das bedeu­tet im Ein­zel­nen:

Ohne Wär­me, Akzep­tanz und Lie­be lernt kein Kind spre­chen!
Damit ein Kind Spra­che ent­wi­ckeln kann, braucht es lie­be­vol­le Zunei­gung. Zei­gen Sie Ihrem Kind fort­lau­fend, dass Sie da sind und es wert­schät­zen. Wenn Sie Ihrem Kind auf­merk­sam zuhö­ren und es Ihr Inter­es­se spürt, wenn Ihr Kind unbe­fan­gen neu­gie­rig sein darf, dann ent­wi­ckelt es die not­wen­di­ge Selbst­si­cher­heit für das Expe­ri­men­tie­ren mit Spra­che von ganz allei­ne. Unse­re gemein­sa­me (Ihre und unse­re) Auf­ga­be besteht in ers­ter Linie dar­in, dem Kind ein Umfeld zu sein, das ihm Raum und Sicher­heit zur selbst­mo­ti­vier­ten Ent­fal­tung bie­tet.

Außer­dem benö­tigt Ihr Kind viel­fäl­ti­ge Wahr­nehmungs­erfahrungen (füh­len, hören, sehen, rie­chen), um dif­fe­ren­zier­te Aus­drucks­wei­sen erler­nen zu kön­nen. Gemein­sa­me Unter­neh­mun­gen, drau­ßen sein, Neu­es ent­de­cken und sich viel und frei bewe­gen – all das hilft enorm bei der Sprach­ent­wick­lung. Dabei benö­tigt Ihr Kind eine Beglei­tung, die Sicher­heit spen­det, ohne all­zu restrik­tiv zu sein.

Durch die Aus­ein­an­der­set­zung mit kniff­li­gen Pro­ble­men reift ein Ver­ständ­nis für Ursa­che und Wir­kung her­an, das dann auch sprach­lich umge­setzt wer­den kann. Die kind­li­che Begeis­te­rung für die Wir­kun­gen und Zusam­men­hän­ge der Welt sind ein ent­schei­den­der Motor für die Ent­wick­lung der Spra­che. War­um-Fra­gen sind unaus­weich­lich und for­dern von den Erwach­se­nen viel Geduld. Das Kind erwei­tert täg­lich sei­nen Hori­zont, es wächst an jedem durch­dach­ten „Ja“ und jedem ent­schlos­se­nen „Nein“. In Gesprä­chen mit Erwach­se­nen und Gleich­alt­ri­gen ent­wi­ckelt es sein Den­ken und sucht nach eige­nen Lösun­gen.

Wenn es Ihnen also gelingt, Ihrem Kind ers­tens Wär­me, Akzep­tanz und Lie­be ent­ge­gen­zu­brin­gen, ihm zwei­tens viel­fäl­ti­ge Wahr­neh­mungs- und Bewe­gungs­er­fah­run­gen zu erlau­ben und es drit­tens gedul­dig bei der Ent­wick­lung sei­nes logi­schen Ver­stan­des zu beglei­ten, dann neh­men Sie Ihre Ver­ant­wor­tung im Bezug auf sei­ne sprach­li­che Ent­wick­lung opti­mal wahr!

Die innere Stimme eines Kindes zu seinen Eltern

  • Ich will nicht unter­bro­chen wer­den, wenn ich spre­che. Ich füh­le mich sonst nicht ernst genom­men und ver­su­che mir auf einem ande­ren Weg Eure Auf­merk­sam­keit zu holen. Ich wer­de mich dann nicht mehr an Euch wen­den, son­dern ver­su­chen mei­ne Infor­ma­tio­nen woan­ders zu bekom­men.
  • Mir ist schon klar, dass ich nicht alles bekom­men kann, wonach ich fra­ge. Ich will Euch nur auf die Pro­be stel­len und muss auch ler­nen, was „nein“ bedeu­tet.
  • Ich brau­che kla­re Gren­zen und Regeln! Eure Inkon­se­quenz mir gegen­über macht mich völ­lig unsi­cher und lässt mich mein Ver­trau­en zu Euch ver­lie­ren.
  • Ich will auch mei­ne eige­nen Erfah­run­gen machen und vie­le Din­ge aus­pro­bie­ren. Ich mag nicht immer vor den Fol­gen mei­nes Tun und Han­delns bewahrt wer­den.
  • Ich füh­le mich schreck­lich im Stich gelas­sen, wenn irgend­wel­che Ver­spre­chen von Euch gebro­chen wer­den.
  • Ein ehr­li­ches: „Es tut mir leid!“ von Euch erweckt bei mir ein über­ra­schen­des Gefühl von Zunei­gung.
  • Seid nicht ängst­lich mit mir und schenkt mei­nen klei­nen Unpäss­lich­kei­ten nicht zuviel Auf­merk­sam­keit. Sie ver­schaf­fen mir nur manch­mal die Zuwen­dung, die ich benö­ti­ge.
  • Euren Wor­ten schen­ke ich mehr Beach­tung, wenn Ihr mit mir unter vier Augen sprecht. Ich füh­le mich bla­miert, wenn ich im Bei­sein ande­rer Leu­te zu Recht gewie­sen wer­de.
  • Es beru­higt mich sehr, wenn Ihr ver­sucht mei­ne Ängs­te zu ver­ste­hen. Sie sind näm­lich erschre­ckend echt und kei­nes­falls albern.
  • Ich brau­che Aner­ken­nung, Lob und Ermu­ti­gung. Nur so kann ich wach­sen und groß wer­den.
  • Manch­mal sage ich: „Ich has­se Euch!“ Seid dann bit­te nicht fas­sungs­los, denn ich has­se nicht Euch, son­dern nur Eure Macht, mei­ne Plä­ne durch­kreu­zen zu kön­nen.

Was ist noch förderlich?

  • viel spre­chen und sin­gen, spie­len und Bücher anschauen/gemeinsame Akti­vi­tä­ten
  • Ritua­le ein­füh­ren (Gute-Nacht-Geschich­ten, Erleb­nis­se erzäh­len etc.)
  • zuhö­ren und aus­spre­chen las­sen
    beim Spre­chen dem Kind zuwen­den und Blick­kon­takt auf­neh­men
  • kur­ze und ein­fa­che, der jewei­li­gen Ent­wick­lung des Kin­des ange­pass­te Sät­ze wäh­len
  • Hand­lun­gen im Alltag/im Spiel
  • beschreiben/kommentieren (in ein­fa­chen Wor­ten erzäh­len, was man gera­de tut)
  • Din­ge und Men­schen in der Umge­bung der Kin­der und die Geräu­sche, die es hört benen­nen
  • Cor­rec­ti­ve Feed­back: Feh­ler­haf­te Wörter/Satzstrukturen des Kin­des auf­grei­fen, kor­rekt wie­der­ge­ben und erwei­tern
  • Prin­zip der gemä­ßig­ten Neu­heit: immer wie­der neue Wör­ter oder erwei­ter­te Satz­struk­tu­ren anbie­ten
    Spra­che för­dern statt for­dern
  • sprach­lich-stimm­li­ches Vor­bild: ruhig, deut­lich, ange­mes­se­nes Tem­po, eher tie­fe­re Stim­me
  • ermu­ti­gen und loben
  • Stär­ken des Kin­des her­vor­he­ben und Schwä­chen ange­mes­sen för­dern
  • Kon­takt zu ande­ren Kin­dern pfle­gen (Kin­der­gar­ten)
  • Akti­vi­tä­ten, die die Mund­mo­to­rik för­dern: sau­gen, pus­ten, frü­her Schnul­ler­ab­schied, selb­stän­di­ges Essen anre­gen

Und was ist eher hinderlich?

  • in ver­kürz­ten Sät­zen zu reden („Uwe spie­len?“)
  • häu­fig „Baby-Spra­che“ zu ver­wen­den („Schau, da Wau­wau!“)
  • Ver­nied­li­chungs­for­men zu ver­wen­den („Händ­chen, Löf­fel­chen“)
  • nur die Grund­form des Verbs zu ver­wen­den („Ich tue waschen!“)
  • das Sprach­ni­veau zu hoch anzu­set­zen
  • betont lang­sa­mes Spre­chen oder über­trie­ben schnel­les Spre­chen
  • Sil­ben ver­schlu­cken und zu nuscheln
  • zu hoch zu spre­chen
  • stän­di­ges Ver­bes­sern und die Auf­for­de­rung, kor­rekt nach­zu­spre­chen
  • zu lan­ges Dau­men lut­schen oder Schnul­ler tra­gen bzw. Spre­chen mit Schnul­ler
  • über­mä­ßi­ger Fern­seh­kon­sum (visu­ell-beton­tes Unter­hal­tungs­me­di­um) ohne Beglei­tung

Das können Sie noch tun.

Bis zum 4. Monat

  • Spre­chen Sie mit ihrem Kind, wenn Sie es füt­tern oder wickeln.
  • Zei­gen Sie ihm, dass sie sich freu­en, wenn ihr Kind Lau­te von sich gibt.
  • Gehen Sie mit ihrem Kind durch die Woh­nung und las­sen Sie es die Din­ge in sei­nem Umfeld anschau­en, ins­be­son­de­re Gegen­stän­de, die in Bezug auf Form und Far­be kon­tras­tie­ren.
  • Suchen Sie den Blick­kon­takt zu ihrem Kind uns spre­chen sie dabei freund­lich mit ihm.
  • Bewe­gen sie Spiel­zeug etwa 40 cm vor den Augen ihres Kin­des waa­ge­recht hin und her. Ihr Kind wird die­sem Gegen­stand mit den Augen fol­gen.

Im 5. bis 8. Monat

  • Rufen Sie ihr Kind häu­fig bei sei­nem Namen.
  • Ermun­tern Sie es, Ges­ten nach­zu­ah­men (winken/auf einen Gegen­stand klopfen/in die Hän­de klat­schen).
  • Machen Sie klei­ne Bewe­gungs­spie­le mit Armen und Bei­nen, z. B. „Eisen­bahn fah­ren“, und spre­chen Sie dabei mit ihrem Kind.Benennen Sie Gegen­stän­de mit
  • denen sich ihr Kind inten­siv beschäf­tigt.

Im 9. bis 12. Monat

  • Fra­gen Sie spie­le­risch nach schon bekann­ten Din­gen und Per­so­nen: („Wo ist der Ball/Papa?“).
  • Machen Sie mit ihrem Kind Geben/­Neh­men-Spie­le: z. B. Din­ge aus Hohl­kör­pern (Becher) her­aus­ho­len.
    Spre­chen Sie bei Tätig­kei­ten, die Sie aus­füh­ren in kur­zen ein­fa­chen Sät­zen z. B. Tür auf – Tür zu.
  • Schau­en sie mit ihrem Kind ers­te Bil­der­bü­cher an (mit einer Abbil­dung pro Sei­te) und erklä­ren sie, was auf dem Bild zu sehen ist.
  • Bit­ten Sie ihr Kind etwas zu holen oder zu geben. Legen Sie Gegen­stän­de auch so, dass das Kind sie durch eige­ne Anstren­gung wie Krab­beln und Grei­fen errei­chen kann.
  • Ver­ste­cken Sie einen Gegen­stand vor den Augen des Kin­des und las­sen Sie danach suchen.

Im 13. bis 16. Monat

  • Betrach­ten Sie gemein­sam Bil­der­bü­cher mit über­sicht­lich dar­ge­stell­ten, bun­ten Din­gen.
  • Zei­gen Sie ihrem Kind, was es mit sei­nem Spiel­zeug alles machen kann: wie ein Auto in eine Schach­tel fährt, wie ein Ball rollt, wie man Becher inein­an­der oder Bau­klöt­ze auf­ein­an­der sta­pelt.
  • Zei­gen sie ihrem Kind bewusst, dass Sie sich freu­en, wenn es spricht und klei­ne Auf­trä­ge erfüllt.

Im 17. bis 20. Monat

  • Spre­chen sie mit ihrem Kind über das, was es gera­de tut.
  • Zei­gen sie ihm, was er mit sei­nem Spiel­zeug noch alles machen kann z. B. einen Last­wa­gen mit Sand fül­len, die Tie­re auf die Eisen­bahn laden etc.
  • Fra­gen sie ihr Kind beim gemein­sa­men Anschau­en von Bil­der­bü­chern nach abge­bil­de­ten Gegen­stän­den.
  • Beglei­ten sie ihre Hand­lun­gen mit Spra­che z. B. „Ich gehe in die Küche und hole dei­ne Milch!“ oder „Jetzt zie­he ich dir noch die Schu­he an!“.

Im 21. bis 24. Monat

  • Erzäh­len Sie ihrem Kind, was auf den Abbil­dun­gen im Bil­der­buch geschieht: „Der Jun­ge fährt Fahr­rad!“, „Die Kat­ze trinkt Milch!“.
  • Spre­chen Sie mit ihrem Kind über ver­gan­ge­ne Ereig­nis­se und erin­nern Sie sich so gemein­sam dar­an: „Wir waren heu­te gemein­sam im Zoo?“, „Wel­che Tie­re hast du gese­hen?“.
  • Las­sen Sie ihr Kind klei­ne Auf­ga­ben erfül­len („Stell bit­te den Tel­ler auf den Tisch!“) und loben Sie es anschlie­ßend dafür.
  • Spricht ihr Kind Sie an, dann grei­fen Sie das Gesprächs­an­ge­bot auf und erwei­tern es the­ma­tisch, z. B. das Kind sagt: „Da- Due!“ (Kühe), Sie könn­ten ant­wor­ten: „Oh ja, da ste­hen Kühe auf der Wie­se. Die Kühe geben Milch. Milch trinkst Du doch so ger­ne!“.
  • Sin­gen Sie ihrem Kind Lie­der vor, die Bewe­gun­gen beinhal­ten (Fin­ger­spie­le).

Im 25. bis 28. Monat

  • Malen Sie mit ihrem Kind! Beson­ders geeig­net sind Wachs­mal­stif­te, dicke Bunt­stif­te oder Fin­ger­far­ben.
  • Spie­len sie mit ihrem Kind gemein­sam Spie­le, z. B. „Ein­kau­fen gehen“ oder „Kochen“ und benen­nen sie alle Waren/Zutaten.
  • Erin­nern Sie sich an bereits erzähl­te Geschich­ten und ver­gan­ge­ne Ereig­nis­se.
  • Beschrei­ben Sie, was in den Bil­der­bü­chern gesche­hen ist: „Der Jun­ge ist ins Was­ser gefal­len!“, „Die Kat­ze ist auf den Baum geklet­tert!“.

Im 29. bis 32. Monat

  • Wenn ihr Kind beson­ders auf­merk­sam ist, dann kön­nen Sie ihre Hand­lun­gen nicht nur beschrei­ben, son­dern auch begrün­den: „Wir gehen jetzt nach Hau­se, weil es schon so spät ist!“.
  • Spre­chen Sie mit ihrem Kind dar­über, was am Tag gesche­hen ist: „Heu­te mor­gen sind wir zur Oma gefah­ren und was hast Du dann gemacht?“.

Im 33. bis 36. Monat

  • Spie­len Sie mit ihrem Kind klei­ne Sze­nen nach z. B. „Ein Auto fährt an die Tank­stel­le“.
  • Malen Sie viel mit ihrem Kind.
  • Bin­den Sie ihr Kind in die täg­li­chen Abläu­fe ein.
  • Hören Sie mit ihrem Kind Hör­spiel­kas­set­ten.