Die innere Stimme eines Kindes zu seinen Eltern
- Ich will nicht unterbrochen werden, wenn ich spreche. Ich fühle mich sonst nicht ernst genommen und versuche mir auf einem anderen Weg Eure Aufmerksamkeit zu holen. Ich werde mich dann nicht mehr an Euch wenden, sondern versuchen meine Informationen woanders zu bekommen.
- Mir ist schon klar, dass ich nicht alles bekommen kann, wonach ich frage. Ich will Euch nur auf die Probe stellen und muss auch lernen, was „nein“ bedeutet.
- Ich brauche klare Grenzen und Regeln! Eure Inkonsequenz mir gegenüber macht mich völlig unsicher und lässt mich mein Vertrauen zu Euch verlieren.
- Ich will auch meine eigenen Erfahrungen machen und viele Dinge ausprobieren. Ich mag nicht immer vor den Folgen meines Tun und Handelns bewahrt werden.
- Ich fühle mich schrecklich im Stich gelassen, wenn irgendwelche Versprechen von Euch gebrochen werden.
- Ein ehrliches: „Es tut mir leid!“ von Euch erweckt bei mir ein überraschendes Gefühl von Zuneigung.
- Seid nicht ängstlich mit mir und schenkt meinen kleinen Unpässlichkeiten nicht zuviel Aufmerksamkeit. Sie verschaffen mir nur manchmal die Zuwendung, die ich benötige.
- Euren Worten schenke ich mehr Beachtung, wenn Ihr mit mir unter vier Augen sprecht. Ich fühle mich blamiert, wenn ich im Beisein anderer Leute zu Recht gewiesen werde.
- Es beruhigt mich sehr, wenn Ihr versucht meine Ängste zu verstehen. Sie sind nämlich erschreckend echt und keinesfalls albern.
- Ich brauche Anerkennung, Lob und Ermutigung. Nur so kann ich wachsen und groß werden.
- Manchmal sage ich: „Ich hasse Euch!“ Seid dann bitte nicht fassungslos, denn ich hasse nicht Euch, sondern nur Eure Macht, meine Pläne durchkreuzen zu können.
Was ist noch förderlich?
- viel sprechen und singen, spielen und Bücher anschauen/gemeinsame Aktivitäten
- Rituale einführen (Gute-Nacht-Geschichten, Erlebnisse erzählen etc.)
- zuhören und aussprechen lassen
beim Sprechen dem Kind zuwenden und Blickkontakt aufnehmen
- kurze und einfache, der jeweiligen Entwicklung des Kindes angepasste Sätze wählen
- Handlungen im Alltag/im Spiel
- beschreiben/kommentieren (in einfachen Worten erzählen, was man gerade tut)
- Dinge und Menschen in der Umgebung der Kinder und die Geräusche, die es hört benennen
- Corrective Feedback: Fehlerhafte Wörter/Satzstrukturen des Kindes aufgreifen, korrekt wiedergeben und erweitern
- Prinzip der gemäßigten Neuheit: immer wieder neue Wörter oder erweiterte Satzstrukturen anbieten
Sprache fördern statt fordern
- sprachlich-stimmliches Vorbild: ruhig, deutlich, angemessenes Tempo, eher tiefere Stimme
- ermutigen und loben
- Stärken des Kindes hervorheben und Schwächen angemessen fördern
- Kontakt zu anderen Kindern pflegen (Kindergarten)
- Aktivitäten, die die Mundmotorik fördern: saugen, pusten, früher Schnullerabschied, selbständiges Essen anregen
Und was ist eher hinderlich?
- in verkürzten Sätzen zu reden („Uwe spielen?“)
- häufig „Baby-Sprache“ zu verwenden („Schau, da Wauwau!“)
- Verniedlichungsformen zu verwenden („Händchen, Löffelchen“)
- nur die Grundform des Verbs zu verwenden („Ich tue waschen!“)
- das Sprachniveau zu hoch anzusetzen
- betont langsames Sprechen oder übertrieben schnelles Sprechen
- Silben verschlucken und zu nuscheln
- zu hoch zu sprechen
- ständiges Verbessern und die Aufforderung, korrekt nachzusprechen
- zu langes Daumen lutschen oder Schnuller tragen bzw. Sprechen mit Schnuller
- übermäßiger Fernsehkonsum (visuell-betontes Unterhaltungsmedium) ohne Begleitung